Guido Grütter

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Das modernste Berner Gefängnis

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Auf dem ehemaligen Zeughausareal in Burgdorf entsteht zurzeit das neue Regionalgefängnis. Ein deutsches Bauunternehmen bringt das nötige Know-how im Gefängnisbau ein.

Am Baustelleneingang wird jeder kontrolliert, auch die Bauarbeiter gelangen nur mit Zutrittskarten an ihren Arbeitsort. Die Baustelle an der Kirchbergstrasse in Burgdorf wird rund um die Uhr bewacht, und die Baupläne unterliegen höchster Geheimhaltung. Dies betrifft zumindest die Pläne für das neue Regionalgefängnis. Dieses wird auf dem ehemaligen Zeughausareal gebaut – nebst Verwaltungsgebäuden für Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht, Steuerverwaltung und Tiefbauamt. Rund 150 Millionen Franken kostet das ganze Bauprojekt, das die Arbeitsgemeinschaft Marti Generalunternehmung AG und BAM Deutschland AG im Auftrag der Zeughaus PPP AG für den Kanton Bern bauen. Die technischen Unterhalts- und Betriebsleistungen für die Gebäude in den nächsten 25 Jahren wird die Firma Hälg FM im Auftrag der Zeughaus PPP AG übernehmen.

Platz für 110 Häftlinge

Die BAM Deutschland AG ist spezialisiert auf Gefängnisbau, sie hat unter anderem die Justizvollzugsanstalten Dresden, Hamburg, München oder Aachen realisiert. Erstmals baut sie nun auch in der Schweiz. «Beim Bau des neuen Regionalgefängnisses in Burgdorf werden alle Erfahrungen früherer Gefängnisprojekte einfliessen, sodass das modernste Gefängnis im Kanton Bern entsteht», sagt Kay Uwe Panzer von der BAM, stellvertretender Projektleiter der Arbeitsgemeinschaft Marti/BAM. Alle Gebäude sind im Rohbau fertig, jetzt werden die Fassaden- und Innenausbauten ausgeführt. Im März 2010 wurde das alte Zeughaus abgerissen, im Mai war die Baugrube ausgehoben und im November das erste fünfgeschossige Verwaltungsgebäude im Rohbau fertiggestellt. Diese Schritte wurden jeweils mit einem Foto von einem Hochhaus aus dokumentiert und hängen nun im Besprechungszimmer des kleinen Musterverwaltungskomplexes. «Wir haben ihn gebaut, damit wir die grundlegenden Details eins zu eins im Muster haben und sicher sind, dass das, was wir nachher hundert Mal bauen, qualitativ perfekt ist», sagt Panzer. Das Gleiche gilt für das Regionalgefängnis, das Platz für 110 Häftlinge haben wird: Die Musterzelle wird am Ende auch wieder abgerissen.

Vandalismussicher ausgebaut

In der Musterzelle ist alles vorhanden: ein Spion und eine Kostklappe in der stählernen Zellentüre, eine schlagfeste Leuchte, ein elektrischer Zigarettenanzünder und die entsprechenden Sanitäranlagen. «Es muss alles vandalismussicher sein, und es gilt die Verletzungs- und Suizidgefahr der Insassen zu minimieren», sagt Panzer. Deshalb gibt es in der Zelle keine normalen Griffe und einen Spiegel aus poliertem Chromstahl. Auch das Gitter fehlt an der Musterzelle nicht, die Gitterzarge ist wegen der dicken Dämmung sehr tief. Diese ist nötig, weil alle Gebäude inklusive Regionalgefängnis nach Minergie-P-Eco-Standard gebaut werden. «Es werden nur ökologische Materialien verwendet und die baulichen Voraussetzungen geschaffen, dass der künftige Energieverbrauch möglichst tief gehalten wird», sagt Panzer. Mit einer Grundwasserwärmepumpe wird geheizt, und für das Warmwasser werden Solarzellen auf das Gefängnisdach montiert. Für einen möglichst geringen Energieverbrauch sorgen zudem zwei Quadratmeter grosse Fenster mit viel Lichteinfall. «Für die Insassen ist das einmalig», sagt Panzer. Ein Bauwerk solle die Häftlinge nicht negativ beeinflussen und deren Psyche nicht zusätzlich belasten. Deshalb seien gute Bedingungen wie viel Tageslicht wichtig.

Zentimeterdickes Fensterglas

Eine Einschränkung hat das grosse Zellenfenster – nebst der Vergitterung – aber. Damit der Persönlichkeitsschutz der Inhaftierten gewährleistet ist und gleichzeitig die Kollusionsgefahr gebannt wird, verfügen die Fenster über einen Sichtschutz in Form von weissen Querstreifen.

Auf der Baustelle ist es laut, es wird gefräst, gebohrt und gehämmert. Irgendwo lärmt ein Radio, und es riecht nach frischem Beton. Hinter den Zellenreihen mit den grossen Fenstern ist es ziemlich dunkel. Es gibt offene und geschlossene Besucherräume, Büros für die Etagenverantwortlichen, Arbeitsbereiche, eine Küche, einen Medizinalbereich und einen Mehrzweckraum. Überall wurde auf die Sicherheit geachtet: Mehrere Zentimeter dick ist das Fensterglas bei der Loge, wo Besucher empfangen werden sollen. In den Aufzügen werden keine Handläufe montiert, und die Gänge, die jetzt eine weite Sicht durch den ganzen Gefängnisbau erlauben, werden noch mit Sicherheitstüren unterteilt.

Tür an Tür mit dem Staatsanwalt

Rund um den Gefängnisbau herum wird zurzeit eine sechs Meter hohe Mauer errichtet (siehe Kasten). Diese soll später mit vielen Überwachungskameras bestückt werden. Eine gut durchdachte Verlegung von Kabel und Rohren erleichtert Arbeiten, die später anfallen könnten: «Reparaturen können vorgenommen werden, ohne dass jemand die Zelle betreten muss», erklärt Panzer. Lobende Worte findet der Projektleiter auch für die Platzierung der ans Gefängnis angrenzenden Staatsanwaltschaft: Damit würden Kosten gespart, Insassentransporte mit Polizeibegleitung seien teuer – und mit Risiko verbunden.

Umbau in Jugendherberge denkbar

Überdimensional gross ist die Küche, in der professionelle Köche mit Insassen kochen werden. Die Küche sei für 400 Essen ausgerichtet. Im Regionalgefängnis werde einst nicht nur für die Gefangenen in Burgdorf gekocht, sondern auch für andere Gefängnisse. Bestimmt könnte der grosse Raum in Zukunft auch einmal für etwas anderes genutzt werden. «Wir bauen mit maximaler Flexibilität», betont Panzer bei jeder Gelegenheit. Der Bau sei so konzipiert, dass man nicht nur Änderungen im Strafvollzug gerecht werden, sondern auch eine Nutzungsänderung des ganzen Komplexes vornehmen könnte. Die Wände zwischen den Zellen seien zum Beispiel statisch nicht tragend und könnten deshalb ausgebaut werden. «Im Prinzip könnte das Gefängnis irgendeinmal auch in eine Jugendherberge umfunktioniert werden», sagt Panzer.

AutorinAnita Bachmann
QuelleDer Bund
Datum15.07.2011

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