Guido Grütter

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Straßen und Schulen privat finanzieren?

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Spareinlagen für die Infrastruktur

Wie wäre es, wenn mit dem angesparten Geld der Lebensversicherung in Zukunft Straßen geflickt oder Schulen gebaut werden? Klingt fremd, aber so könnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Neue Gelder für die marode Infrastruktur stünden bereit und die Versicherer könnten die Kundengelder besser anlegen als in Niedrigzinspapiere. Kann das funktionieren?

von Reinhard Weber, Bayerischer Rundfunk

92,5 Millionen Lebensversicherungsverträge existieren, mehr als es Bundesbürger gibt. Die deutschen Versicherer haben derzeit fast 1,4 Billionen also 1.400 Milliarden Euro Versicherungsgelder ihrer Kunden angelegt. Sollte man die statt in herkömmliche Geldanlagen zum Beispiel in Straßen- oder Schulbauten investieren? Viele Lebensversicherungskunden könnten sich das vorstellen, so eine Umfrage des BR.

Pilotprojekte in Nürnberg

In Nürnberg passiert das so ähnlich bereits, allerdings noch nicht mit Versichertengelder. Das Sigena Gymnasium wurde 2011 saniert und mit einem Neubau erweitert. Eine ganz normale Schule, normale Lehrer, normaler Unterricht und doch ist hier etwas anders. Es ist ein sogenanntes ÖPP-Projekt, eine öffentlich-private Partnerschaft. Eine private Immobilienfirma hat anstelle der Stadt die Sanierung und den Neubau geplant und über Banken finanziert. Ein Jahr Bauzeit, Kosten 16 Millionen Euro. Jegliches Risiko liegt beim Projektpartner, die Immobilienfirma hat für 25 Jahre das komplette Management übernommen. Die Stadt zahlt dann für die Nutzung. Schüler und Lehrer merken nichts davon. Wenn es um Reinigung oder Reparaturen geht, bedeutet das für Schulleiter Manfred Hierl andere Ansprechpartner und zusätzlichen Abstimmungsbedarf.

"Aber insgesamt für die Schule ist es, finde ich, von großem Vorteil, manche Dinge gehen einfach viel schneller, die Reaktionszeiten sind sehr kurz." 
Manfred Hierl, Schulleiter, Sigena Gymnasium Nürnberg

Die Stadt Nürnberg startet schon das nächste Projekt. Die Sankt Leonhardt Ganztagesschule feiert Richtfest. Ein Neubau für knapp 28 Millionen Euro. Verantwortlicher Projektpartner ist die Wohnungsbaugesellschaft WBG.

Sie übernimmt Planung, Bau und Betrieb. Wird der Bau nicht rechtzeitig fertig, gibt es Konventionalstrafen. Der Stadtkämmerer Harald Riedel lässt sich von der WBG durch dir zukünftige Schule führen. Für ihn ist wichtig, dass alles aus einer Hand kommt. Bislang hat er mit ÖPP-Projekten nur beste Erfahrungen gemacht.

"Vorteil: Planung aus einer Hand, feste Kosten, Termintreue. Nachteile: lange Laufzeiten über 25 Jahre, da muss man sich natürlich immer wieder verständigen gemeinsam. Nein, es wird nicht teurer. Wir haben ja einen Wirtschaftlichkeitsvergleich, der zeigt sich immer so zwischen 10 und 15% Vorteil für ÖPP und das realisieren wir auch gegenüber konventionellen Projekten."
Harald Riedel, Stadtkämmerer Nürnberg

Wenn es sogar die günstigere Lösung ist, bleibt da überhaupt noch eine Rendite für den Betreiber?

"Dadurch, dass wir auch planen und dadurch entsprechenden Einfluss auf die Baukosten haben, können wir natürlich im Gesamtpaket mit der 25-jährigen Bewirtschaftung das durchaus wirtschaftlich darstellen. Ein Restrisiko gibt es bei jedem Vorhaben, deswegen nennt sich das immer ein Vorhaben."
Ralf Schekira, Geschäftsführer WBG, Nürnberg

Dieses Projekt wird über Banken finanziert, das könnten in Zukunft aber genauso gut auch Versicherer sein.

Die Versicherer stehen in den Startlöchern

Der Marktführer Allianz verwaltet fast die Hälfte der deutschen Versichertengelder. Er alleine legt 665 Milliarden Euro Kapital an, das entspricht zum Beispiel 27 Mal dem Jahreshaushalt des Verkehrsministeriums. 60 Milliarden Euro davon könnte sich der Geldanlagechef der Allianz, Andreas Gruber, vorstellen, in Infrastruktur zu stecken.

"Wir sind sehr interessiert an Infrastrukturinvestments in Deutschland, wir machen dies bereits in anderen Ländern, in Deutschland haben wir noch nicht den Zugang gefunden, weil nur sehr wenige Infrastrukturinvestments ausgeschrieben werden."
Andreas Gruber, Chief Investment Officer, Allianz

Eine eigene Allianz-Gesellschaft kümmert sich um diese Infrastrukturinvestitionen. Bislang sind es rund 5 Milliarden Euro. Neben einigen Windparks betreibt Sie zum Beispiel zwei Metrolinien in Barcelona und Madrid. In Chicago haben sie das neue Parksystem finanziert und aufgebaut, haben einen Vertrag über 75 Jahre, dies zu betreiben. Infrastrukturprojekte bringen zwischen 2,5 und 8 Prozent Rendite, je nach Risiko.

Fazit

Eigentlich ein Gewinn für beide Seiten. Die private Alterssicherung könnte solider aufgestellt werden und Staat und Kommunen könnten dringend nötige Infrastrukturprojekte zügig realisieren. Man muss es nur hochprofessionell angehen und alles vertraglich genau regeln.

Quelle: www.br.deAutor: Reinhard WeberDatum: 22. Juli 2015

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